Die Geschichte der Schokolade: Schokolade in CARE- Paketen
Schokolade aus CARE-Paketen prägt die Erinnerung einer Generation
Deutschland 1946: Die Nazizeit und der Krieg haben das Land in Trümmern hinterlassen. Infrastruktur und Industrie funktionieren nicht mehr, die Landwirtschaft liegt in Trümmern. Die Menschen hungern. Selbst normale Lebensmittel waren knapp und rationiert. Vor allem Kinder litten darunter. Die rationierten Lebensmittel hatten weniger als 1 000 Kilokalorien und waren wenig abwechslungsreich. Erst im Frühjahr leisteten die Briten in ihren Einflussgebieten erste Hilfe. Sie übernahmen die Schulrationen und versorgten die Kinder mit Vitaminschokolade von Fry & Sons. Für viele Kinder war es das erste Mal, dass sie Schokolade probierten. Als im Sommer die ersten amerikanischen Hilfslieferungen in Bremen eintrafen, folgten weitere Kinder - die legendäre Ära der CARE-Pakete hatte begonnen.
Lebensmittel und ein wenig Luxus im Namen der Menschlichkeit
Ende 1945 gründete das amerikanische Hilfswerk die humanitäre Organisation CARE mit dem Ziel, die Versorgung der notleidenden deutschen Bevölkerung zu organisieren. Zu diesem Zweck wurden die Lebensmittel in Paketen organisiert und direkt an die Bevölkerung geliefert. Jedes Paket hatte einen Wert von 15 Dollar und konnte eine durchschnittliche Familie einen Monat lang ernähren. Denn viele Familien hatten keine Beziehungen, keinen Grundbesitz zum Tauschen, keine Gärten zum Anlegen und kein Talent oder keinen Mut zum Handel auf dem Schwarzmarkt. Ursprünglich enthielten die Pakete Kriegsrationen der US-Armee, aber die CARE-Standardpakete wurden mit kleinen Luxusgütern wie Fleisch, Margarine, Zucker, Kaffee und Schokolade gefüllt. Jeder Karton enthielt ein halbes Kilogramm Hershey-Schokolade. Niemand konnte damals mit diesen amerikanischen Süßigkeiten konkurrieren. Als Folge des Krieges lieferte Hershey bis 1945 mehr als drei Milliarden Schokoladentafeln an das US-Militär, obwohl die weltweite Schokoladenproduktion zurückging. Kein anderes Unternehmen verfügte bei Kriegsende über vergleichbare Produktionskapazitäten. Andere große Schokoladenhersteller erholten sich nur langsam, und die britische Schokolade von Cadbury wurde später auf Umwegen in die Hilfslieferungen einbezogen.
Bis 1960 erreichten fast 10 Millionen CARE-Pakete mit 83.000 Tonnen Lebensmitteln Westdeutschland, Österreich und andere europäische Länder; selbst als Berlin 1948 durch die sowjetische Blockade von jeglicher Versorgung abgeschnitten war, hielt CARE Berlin dank Rekordspenden und amerikanischem Militärschutz per Flugzeug am Leben. In den Monaten der Blockade lieferte diese Luftbrücke mehr als 200.000 Pakete auf dem Luftweg, jedes Paket mit Schokolade für die zerstörte Stadt. Noch heute erinnert man sich vor Ort und in Westdeutschland an die CARE-Pakete. Vor allem die Kinder von damals, die später die Bundesrepublik Deutschland aufbauten, haben die Aufregung und Freude nie vergessen, die sie empfanden, wenn ein neues Paket mit ihrer Lieblingssüßigkeit für sie eingepackt wurde.
Schokolade als Geschäftsgrundlage
Obwohl Großbritannien immer noch darauf bestand, dass Schokolade in den Schulen gegessen wurde, um den Schwarzmarkthandel zu verhindern, waren die süßen CARE-Pakete für die Bevölkerung frei erhältlich. So wurde auch die Schokolade zum Tauschmittel und stand nach Tabak und Kaffee hoch im Kurs. Hans Imhoff aus Köln sammelte seit 1948 CARE-Pralinen und schmolz sie zu seiner eigenen Schokolade ein. Damit legte er den Grundstein für sein Schokoladenimperium und kaufte später weitere Hersteller wie Stollwerk, Sprengel und Salotti.