Die Geschichte der Schokolade: Die Eroberung Italiens
La cioccolata erobert Italien
Während im Nordeuropa des 17. Jahrhunderts Fleisch noch als die wichtigste Delikatesse galt und zum Nachtisch Kuchen gereicht wurde, verbreitete sich die Schokoladenbegeisterung wie eine Epidemie über das Mittelmeer. Nach Spanien und Portugal erreichte der süße Luxus aus der Neuen Welt bald auch Italien und seine vielen kleinen Länder. Es war eine turbulente Zeit im heutigen Italien, in der immer wieder ganze Regionen unter den Einfluss fremder Mächte gerieten. So eroberte Spanien in der Schlacht von Pavia 1525 große Teile Süditaliens und der Lombardei. Brachten die neuen Herrscher ihr geliebtes Schokoladengetränk schon wenige Jahre später nach Italien, oder gelangten das Getränk und die Kakaobohnen erst über umtriebige Kaufleute zum luxusorientierten italienischen Adel? Bis heute haben die Historiker keine schlüssigen Beweise dafür, wie sich die Schokolade langsam von Spanien über Italien auf den Rest des Kontinents verbreitete. Möglicherweise spielte auch die katholische Kirche eine entscheidende Rolle, da ihre Vertreter regelmäßig zwischen den päpstlichen Residenzen in Amerika, Spanien und Italien hin und her reisten.
Erzählungen aus der Neuen Welt und eine wichtige Frage
Noch bevor die Familie Medici und andere Mächtige in Italien zum ersten Mal heiße Schokolade probierten, erreichten verschiedene Reiseberichte über das Getränk, sein Rezept und die kostbaren Kakaobohnen Italien. Bereits 1523 berichtete Peter Martyr von Anghiera, ein päpstlicher Gesandter, seinem Herrn Clemens VII. von der Verarbeitung der Kakaobohnen und davon, dass das fertige Getränk „den Kopf ein wenig trüben“ könne. 1569 musste sich ein anderer Papst, Pius V., mit der Frage auseinandersetzen, ob Schokolade als Nahrungsmittel oder als Getränk gegen die strengen Regeln der Fastenzeit verstoße. Das Kirchenoberhaupt hätte eine solch folgenschwere Entscheidung nicht getroffen, ohne sie persönlich zu probieren, aber es ist klar, dass das Getränk die Wände seiner offiziellen Residenz nie verlassen hat. Noch 1620 konnte sich der Kaufmann Diantonio Galetti gegenüber Herzog Ferdinand de' Medici mit einem Reisebericht über Kakaofrüchte und Schokolade brüsten, obwohl die Delikatesse im Lande unbekannt war.
Das geheime Rezept
Unterdessen ging die Debatte über die Wirksamkeit der Schokolade lange weiter: Die einen hielten sie für ein Aphrodisiakum, die anderen wollten sie als Medizin verabreichen. Es überrascht daher nicht, dass es der Arzt Francesco Redi war, der die Italiener schließlich mit dem ersten italienischen Schokoladenrezept beglückte. Als Leibarzt von Cosimo III. de' Medici faszinierte er den toskanischen Hof seines Herrn mit seiner Jasminschokolade. Redi behielt das Rezept bis zu seinem Tod für sich: Kakaobohnen, Jasminblüten, Zucker, Vanille, Zimt und ein wenig Bernstein, was die Lust auf süße Schokolade nur noch steigerte. Auch in anderen Ländern wurden neue Rezepte entwickelt: So begann die lange Tradition der italienischen Chocolatiers, auch wenn, wie in Spanien, die anfängliche Arbeit nur der Oberschicht vorbehalten war: Sie schwelgte in der neuen Delikatesse und bezog Schokolade bald in Intrigen und Machtkämpfe ein. Der süße Geschmack konnte leicht ein bitteres Gift überdecken, und so wurde die Süße zur Waffe, der unter anderem Papst Clemens XIV. zum Opfer gefallen sein soll.